Große Arkana Tarot Karten

Der Teufel – von Macht, Schatten und Versuchung

der teufel tarot bedeutung: geflügelter, gehörnter Satyr mit umgekehrtem Pentagramm auf Sockel; zwei angekettete Figuren mit lockeren Ketten – Versuchung, Bindung, Schatten, Abhängigkeit.
Der Teufel (Große Arkana, Karte XV): Verstrickungen, Versuchung und das Erkennen unbewusster Bindungen.

Die Karte „Der Teufel“ trägt im Rider-Waite-Tarot die Zahl XV. Nach der 14 der Mäßigkeit, in der ein Engel Harmonie und Ausgleich bringt, führt die 15 in die Welt der Schatten: Macht, Dominanz, Versuchung, Abhängigkeit. Die Zahl selbst verweist auf eine Energie, die sich nach innen wendet: Sie enthält die 1 (Wille) und die 5 (Prüfung, Mensch, Pentagramm), die sich hier zu einer Kraft bündeln, die zugleich anziehend und fesselnd wirkt. In mythologischer Deutung lassen sich Bezüge zur Göttin Ishtar herstellen – Sinnbild für körperliches Begehren, Liebe und Krieg, also für das Ambivalente, das der Teufel in sich trägt.

Symbolsprache: Ein gehörntes, dämonisches Wesen mit Fledermausflügeln thront auf einem Sockel. Vor ihm stehen ein nackter Mann und eine nackte Frau, beide mit Ketten um den Hals, doch die Ketten sind locker – sie könnten sich jederzeit befreien. Der Teufel hält in seiner rechten Hand eine brennende Fackel nach unten – Symbol der gebundenen Energie. Seine rechte Hand zeigt die umgekehrte Segensgeste, Hinweis auf Abkehr vom Licht. Diese Geste ist das Gegenstück zur Segensgeste des Hierophanten.

Sternenbach-Analyse – Der Teufel Bedeutung im Tarot

Bildbeschau

Die Gestalt des Teufels erinnert an den Pan- oder Baphomet-Mythos: eine Mischgestalt aus Mensch und Tier, Symbol des Instinktiven und Animalischen. Seine Hörner und Flügel verweisen auf Natur- und Schattenkräfte. Die nackten Menschen vor ihm sind nicht wirklich gefesselt – die Ketten liegen locker, ihre Gefangenschaft ist selbstgewählt. Der Sockel, auf dem der Teufel thront, zeigt, dass er eine Position über den Menschen beansprucht – Dominanz und Macht. Die nach unten gerichtete Fackel symbolisiert Energie, die nicht schöpferisch aufsteigt, sondern bindend und zerstörerisch wirkt.

Kontextualisierung

Im Tarot de Marseille zeigt „Le Diable“ bereits eine monströse Figur mit gebundenen Menschen, stärker grotesk als im Rider-Waite. Waite und Pamela Colman Smith gaben der Karte eine klarere Symbolik: Der Teufel als Schattenseite des Göttlichen, als Bild der Versuchung und inneren Abhängigkeit. Im Thoth-Tarot Crowleys trägt die Karte ebenfalls den Titel „The Devil“, dort verbunden mit dem Tierkreiszeichen Steinbock und mit stark phallischer Symbolik. Im historischen Tarot wird der Teufel damit zum Archetyp der Bindung an die Materie und der Konfrontation mit den eigenen Schattenseiten.

Die Zahl 15

Die 15 ist eine Zahl der Dominanz und Macht, die sich nach innen wendet: 1 (Wille) trifft auf 5 (Mensch, Pentagramm) und schafft eine Energie, die den Menschen bindet, wenn er ihr verfällt. In spiritueller Deutung ist sie die Zahl der Prüfung – wird Macht zum Werkzeug der Freiheit oder der Unterdrückung? Die Verbindung zu Ishtar zeigt: Körperliches Begehren und kriegerische Energie sind nicht per se negativ, doch unbewusst gelebt können sie zur Fessel werden.

Schlüsselbegriffe

  • Macht & Abhängigkeit: Dominanz entsteht, wenn wir uns von Instinkten beherrschen lassen.
  • Versuchung & Schatten: Der Teufel verkörpert die dunklen Anteile, die wir annehmen oder verleugnen können.
  • Prüfung & Befreiung: Die Ketten sind lose – Befreiung ist möglich, wenn wir uns ihr bewusst werden.

Die Heldenreise

In der Heldenreise ist der Teufel die Prüfung in der Unterwelt. Der Held gerät in Fesseln, sei es durch Angst, Begierde oder Machtgier. Doch diese Fesseln sind nicht endgültig: Die nächste Karte, der Turm (XVI), wird sie sprengen. Der Teufel zeigt die Krise, die Abhängigkeit, die uns im Tiefpunkt gefangen hält – der Turm bringt die Befreiung, wenn auch schmerzhaft.

Praxis-Transfer

  1. Reflexionsfrage: Welche Bindungen oder Abhängigkeiten in deinem Leben halten dich derzeit fest – und wo hast du in Wahrheit die Macht, dich davon zu befreien?
  2. Alltagsaufgabe: Notiere drei Dinge, die du „brauchst“, um dich sicher zu fühlen (z. B. Konsum, Gewohnheiten, Beziehungen). Prüfe, ob sie dich nähren – oder ob sie dich eher fesseln.

Zusammenfassung

Der Teufel im Rider-Waite-Tarot ist die Karte der Schattenkräfte, der Versuchung und der Abhängigkeit. Seine Zahl 15 verweist auf Macht, Dominanz und die Wendung nach innen – eine Energie, die uns fesseln oder befreien kann.

In der Heldenreise ist er die Prüfung der Unterwelt: Der Held gerät in Ketten, gefangen durch Instinkt, Angst oder Begierde. Doch die Ketten sind lose – und mit der nächsten Karte, dem Turm, werden sie endgültig gesprengt.

Autor

  • Johannes von Sternenbach hat die „Sternenbach-Analyse“ entwickelt, mit der klassische Rider-Waite-Symbolik und praktische Alltagsimpulse verschmelzen. Mit seinem feinen Blick für Details, seiner fundierten Expertise und seinem Sinn für historische Hintergründe führt er durch jede Karte, zeigt zentrale Motivpaare auf und gibt praxisnahe Anregungen für den Alltag mit. Seine Beiträge bieten wertvolle Einblicke, um Tarot nachhaltig im täglichen Leben zu verankern.