Kleine Arkana Tarot Karten

Sechs der Kelche – Erinnerung, Güte und Rückkehr

sechs der kelche tarot bedeutung: zwei Kinder mit Blumenkelchen in Hofszene, Haus im Hintergrund – Erinnerung, Unschuld, Wärme.
Sechs der Kelche (Kleine Arkana): Nostalgie, Herzenswärme und wertschätzende Rückschau.

Nach der Fünf der Kelche – Verlust, Reue, der Blick auf das Fehlende – bringt die Sechs der Kelche den Ausgleich in die Gefühlswelt zurück. Die Zahl 6 steht numerologisch für Harmonie, Verantwortung und Beziehungspflege. Im Element Wasser bedeutet sie: Güte, Erinnerung und Versöhnung – mit anderen und mit uns selbst. Diese Tarot Symbolanalyse zeigt, wie die Karte ein sanftes „Zurück“ markiert: zu Wurzeln, Kindheitsqualitäten, einfachen Gesten, die das Herz heilen.

Sternenbach-Analyse

Bildbeschau

Im Vordergrund schenkt ein Kind einem anderen Kind einen Kelch mit weißer Blüte. Weitere Kelche stehen blühend in der Szene. Im Hintergrund ein Hof mit Haus oder kleiner Anlage, eine erwachsene Gestalt bewegt sich davon; die Atmosphäre ist still und freundlich.

  • Kinderfigur mit Gabe: Unkomplizierte Güte. Es geht nicht um große Dramen, sondern um das kleine, echte Geschenk: ein Wort, eine Blume, ein Zeichen der Nähe.
  • Weiße Blüte im Kelch: Reinheit / Unschuld – die Erinnerung an Zeiten, in denen Verbundenheit einfach war: nicht verhandelt, sondern gegeben.
  • Weitere blühende Kelche: Überfluss im Kleinen. Gefühle tragen Frucht, wenn sie gepflegt werden; es gibt mehr als genug, um zu teilen.
  • Haus/Hof im Hintergrund: Heimat und Geborgenheit – reale Orte der Kindheit oder symbolische Räume (Familie, Freundeskreis, vertraute Gemeinschaft).
  • Erwachsene Gestalt, die fortgeht: Die Geschäftigkeit der Welt tritt zurück; Zeit wird frei für Zuwendung. Oder: der „Erwachsene Blick“ macht Platz für freundliche Erinnerung.
  • Farbklima & Ruhe: Keine Dringlichkeit. Die Karte lädt zur Verlangsamung ein – Gefühle dürfen sanft werden.

Die Bildgrammatik sagt: Güte erinnert – und Erinnerung macht gütiger. Was in der Fünf verwundet wurde, wird hier durch einfache Nähe beruhigt.

Kontextualisierung

Im historischen Tarot des Marseille-Typs war die Sechs der Kelche eine Pip-Karte (sechs Becher in Ornamentik). Pamela Colman Smith erzählte 1909 im Smith–Waite erstmals die Kindheitsszene: geben, annehmen, aufblühen – eine ikonische Erweiterung der Tarot Symbolanalyse in Richtung Alltagspsychologie. In der Golden-Dawn-Linie (der das Deck folgt) stehen Kelche = Wasser (Gefühl, Beziehung, Intuition); die 6 bringt nach der Prüfzahl 5 Balance und Pflege zurück. Im Thoth-Tarot trägt die Karte den Titel „Pleasure“ (Freude): die unangestrengte, nährende Qualität gelebter Zuneigung. Kurz: Das historische Tarot rahmt die Sechs als Rückkehr zum Herzhaften – nicht romantisierend, sondern heilend.

Schlüsselbegriffe

  • Güte & Pflege: Kleine, konkrete Gesten, die Wärme erzeugen.
  • Erinnerung & Versöhnung: Vergangenheit als Ressource, nicht als Gefängnis.
  • Heimat & Zugehörigkeit: Orte/Menschen, die tragen – und neu belebt werden wollen.
  • Schattenhinweis: Nostalgie darf nicht Regress werden. Die Sechs lädt zum Besinnen, nicht zum Wegträumen ein.

Praxis-Transfer

  1. Reflexionsfrage: Welche eine gute Erfahrung aus deiner Vergangenheit – Person, Satz, Ort – tut dir heute gut, wenn du sie bewusst erinnerst? Wie könntest du diese Qualität konkret in den Alltag holen?
  2. Alltagsaufgabe – „Kleine Gabe, großer Effekt“ (15–20 Min.):
    • Wähle eine Person, die dir wichtig ist (oder dich geprägt hat).
    • Form: Mini-Gabe (Notiz, Foto, Blume, Lieblingssong, 10-Minuten-Anruf).
    • Inhalt: „Das hat mir geholfen …“ / „Das verbinde ich mit dir …“
    • Timing: Heute oder bis morgen. Keine großen Gesten – kleine Fülle wirkt tiefer.
  3. Heimattriade (10 Min.): Notiere drei „Heimat“-Anker (Ort, Ritual, Mensch). Plane eine wöchentliche Rückkehr (Spaziergang dort, Ritual wiederbeleben, Person treffen). Pflege ist Praxis, nicht Erinnerung allein.

Zusammenfassung

Die Sechs der Kelche ist der harmonische Rückfluss des Wassers: Güte, Erinnerung, Zugehörigkeit. Nach dem Schmerz der Fünf macht sie das Herz sanft, indem sie zur einfachen Geste einlädt – schenken, danken, erinnern. In der Sternenbach-Analyse lautet die Essenz: Hol dir das Gute von früher in die Gegenwart. Nicht als Flucht, sondern als Nährboden, auf dem Beziehungen heute blühen können.

Autor

  • Johannes von Sternenbach hat die „Sternenbach-Analyse“ entwickelt, mit der klassische Rider-Waite-Symbolik und praktische Alltagsimpulse verschmelzen. Mit seinem feinen Blick für Details, seiner fundierten Expertise und seinem Sinn für historische Hintergründe führt er durch jede Karte, zeigt zentrale Motivpaare auf und gibt praxisnahe Anregungen für den Alltag mit. Seine Beiträge bieten wertvolle Einblicke, um Tarot nachhaltig im täglichen Leben zu verankern.