Kleine Arkana Tarot Karten

Neun der Kelche – die erfüllten Wünsche

Neun der Kelche im Smith–Waite–Tarot – sitzende Figur vor einem Bogen aus neun Kelchen, viel freier Raum im Vordergrund

Nach der Acht der Kelche – ehrlicher Aufbruch und Loslassen – zeigt die Neun der Kelche die reife Rückkehr zur Fülle: das gute Gefühl, angekommen zu sein – bei sich, im eigenen Begehren. Die 9 steht numerologisch für Reife knapp vor dem Abschluss: persönlich erfüllte Wünsche, noch nicht die Familienharmonie der Zehn. Diese Tarot Symbolanalyse fragt: Wie genieße ich, ohne satt und schläfrig zu werden?

Symbolsprache: Ein Mann sitzt selbstzufrieden auf einer Bank, die Arme verschränkt; hinter ihm ein Bogen mit neun Kelchen wie Trophäen. Vorne viel Platz – Bühne für Gastlichkeit oder Selbstpflege.

Sternenbach-Analyse

Bildbeschau

  • Die Bank: Eigener Platz – du sitzt gut in dir. Stabil, sichtbar, nicht im Rückzug.
  • Verschränkte Arme: Genuss + Abgrenzung. Ich nehme an, was mir gelungen ist – und schütze den Raum davor, gleich wieder zu „müssen“.
  • Neun Kelche im Bogen: Überfluss geordnet. Nicht wilder Rausch, sondern kuratierte Fülle – wie ein Sideboard, auf dem die guten Becher bereitstehen.
  • Vorraum/Leere im Vordergrund: Einladung: Hier ist Platz für Feiern, Dank, Gastfreundschaft – oder für dich allein, in Ruhe.
  • Mimik: Leicht selbstgefällig – Warnhinweis: Selbstzufriedenheit kann kippen, wenn Dankbarkeit fehlt.

Das Bild zeigt emotionales Sattsein – und erinnert, es in Dank zu verwandeln, damit es lebendig bleibt.

Kontextualisierung

Im historischen Tarot (Smith–Waite, 1909) übersetzte Pamela Colman Smith die zuvor pip-hafte Neun der Kelche in die bekannte „Wunschkarte“-Szene. In der Golden-Dawn-Tradition stehen Kelche = Wasser (Gefühl, Beziehung, Genuss); die 9 markiert hier persönliche Erfüllung: Herzenswünsche, sinnliche Lebensqualität, Selbstannahme. Gegenstück ist die Zehn der Kelche (Wir-Frieden, Familie). Die Neun bleibt ich-bezogen, was Stärke (Selbstfürsorge) und Schatten (Selbstgefälligkeit) zugleich birgt – ein feiner Dreh des historischen Tarots.

Schlüsselbegriffe

  • Erfüllung & Dankbarkeit: Wünsche, die real geworden sind – und wertgeschätzt werden wollen.
  • Selbstfürsorge & Gastlichkeit: Gut zu sich sein, um großzügig sein zu können.
  • Maß & Wachheit: Genuss ja, Trägheit nein; Zufriedenheit belebt oder betäubt – je nach Haltung.

Praxis-Transfer

  1. Reflexionsfrage: Welcher ein Herzenswunsch ist heute schon erfüllt (auch klein) – und wie würdigst du ihn konkret?
  2. Alltagsaufgabe: Richte dir heute Abend 15–30 Minuten „Neun-der-Kelche-Zeit“ ein: bereite ein schönes Getränk zu, setz dich bewusst an deinen Lieblingsplatz und nenne laut drei Dinge, die dich gerade satt machen; schicke danach eine kurze Dankbotschaft an einen Menschen, der dazu beigetragen hat.

Zusammenfassung

Die Neun der Kelche ist das Bild gepflegter Zufriedenheit: Wünsche, die greifen, Gefühle, die ruhig und warm geworden sind. Sie lädt ein, Genuss in Dankbarkeit zu erden – dann bleibt er beweglich und mündet natürlich in die Zehn. In der Sternenbach-Analyse lautet die Essenz: Erkenne, was erfüllt ist – und teile den Überschuss. So bleibt Fülle lebendig statt selbstzufrieden.

Autor

  • Johannes von Sternenbach hat die „Sternenbach-Analyse“ entwickelt, mit der klassische Rider-Waite-Symbolik und praktische Alltagsimpulse verschmelzen. Mit seinem feinen Blick für Details, seiner fundierten Expertise und seinem Sinn für historische Hintergründe führt er durch jede Karte, zeigt zentrale Motivpaare auf und gibt praxisnahe Anregungen für den Alltag mit. Seine Beiträge bieten wertvolle Einblicke, um Tarot nachhaltig im täglichen Leben zu verankern.