
Nach dem Ass der Münzen – dem greifbaren Beginn in der Materie – zeigt das Ass der Kelche die gleiche Zahl (1) im Element Wasser: Der Tenor der Eins bleibt Ursprung, Impuls, „Ja“; nur der Aggregatzustand wechselt. Statt „bauen & sichern“ (Erde) lautet der Start hier „fühlen & fließen“. Diese Tarot Symbolanalyse fragt: Wie sieht ein Anfang aus, wenn er aus Herz, Intuition und Verbundenheit geboren wird?
Symbolsprache: Eine Hand ragt aus einer Wolke und bietet einen Kelch, der überfließt. Eine Taube senkt sich mit einer Hostie (oder einem Lichtplättchen) in den Becher, Wassertropfen fallen herab, fünf Ströme ergießen sich in ein Becken mit Seerosen. Das Bild atmet Gnade, Berührung und inneren Frieden.
Sternenbach-Analyse
Bildbeschau
- Die Hand aus der Wolke: Wie beim Ass der Münzen signalisiert sie eine Gabe „von oben“ – doch hier nicht Substanz, sondern Empfindsamkeit und Segen. Ein Anfang, der sich anvertraut statt durchsetzt.
- Der Kelch als Gefäß: Archetypisch das Herz. Ein Gefäß kann nur geben, wenn es gefüllt ist – Selbstannahme wird zur Voraussetzung jeder Beziehung.
- Die Taube mit der Hostie: Friedens- und Geistinspirationssymbol; das Licht sinkt ins Gefäß: Inspiration wird Gefühl. Die Richtung ist „nach innen“ – es geht um Durchlässigkeit.
- Überfluss & fünf Ströme: Der Kelch läuft über. Was innen reif ist, strahlt nach außen. Die fünf Ströme erinnern an Sinnesöffnungen: fühlen, hören, sehen, riechen, schmecken – die Welt wird wahrgenommen statt kontrolliert.
- Tropfen & Seerosen: Die Tropfen deuten Gnade an; die Seerosen wachsen aus der Tiefe – Unbewusstes, das sich lichtwärts entfaltet.
- Wasserbecken/Landschaft: Ein ruhiger Spiegel. Keine Dramatik, sondern Stille als Geburtsort von Verbindung.
Das Bild bekräftigt: Fülle beginnt innen. Das Ass der Kelche ruft nicht zum Tun, sondern zum Empfangen auf und lässt Handeln aus echter Berührung folgen.
Kontextualisierung
Im historischen Tarot (Smith–Waite, 1909) wurden die Zahlkarten der Kleinen Arkana erstmals szenisch erzähl, so wird das „reine Wasser-Element“ sichtbar. In dieser Tradition stehen Kelche = Wasser: Gefühl, Beziehung, Intuition, Heilung. Das Ass als „1“ ist stets Ursprung; im Wasserthema heißt das: emotionaler Beginn, seelische Öffnung und spirituelle Einströmung. Wer die Asse als „reine Elemente“ liest, erhält bei den Kelchen die Einladung, das Subtile zum Maßstab zu machen: Was berührt dich wirklich?
Schlüsselbegriffe
- Öffnung & Empfangen: Ein Anfang, der inwendig geschieht.
- Fülle & Fluss: Überlauf als Zeichen: Es ist genug da – teile.
- Segen & Verbundenheit: Frieden im Innern, Resonanz im Außen.
Praxis-Transfer
- Reflexionsfrage: Welche eine Beziehung (zu dir, zu einem Menschen, zu einer Sache) möchte gerade genährt werden – nicht „gelöst“?
- Alltagsaufgabe: Richte dir ein Wasser-Ritual für 7 Tage ein (z. B. morgens ein Glas Wasser in Stille). Benenne dabei ein Gefühl, das heute willkommen ist – und beobachte, wie sich deine Wahrnehmung der Begegnungen verändert.
Zusammenfassung
Das Ass der Kelche ist der Ursprung im Element Wasser: der Moment, in dem Herz und Geist sich öffnen und Verbundenheit spürbar wird. Dieselbe 1, die bei den Münzen das Bauen einläutete, beginnt hier als Fühlen. In der Sternenbach-Analyse lautet die Quintessenz: Lass es einströmen – dann fließt es über.