Nach der Fünf der Münzen – Mangel, Ausschluss, der Blick aufs Fehlende – bringt die Sechs der Münzen den Ausgleich in die Erdsphäre zurück. Die Zahl 6 steht für Harmonie, Verantwortung und Ausgleich; im Element Erde (Körper, Arbeit, Ressourcen) heißt das: Fluss statt Stau, Maß statt Mangel. Diese Tarot Symbolanalyse fragt: Wie wird Geben tragfähig – und Nehmen würdig?
Symbolsprache (Tarot Symbolanalyse): Eine wohlhabend gekleidete Figur verteilt Münzen an zwei Kniende. In der freien Hand hält sie eine Waage. Im Hintergrund eine Stadt: gesellschaftlicher Rahmen, nicht private Laune.
Sternenbach-Analyse
Bildbeschau
- Die Waage: Herz der Karte. Sie steht für gerecht abgewogenes Maß: Geben nach Bedarf und Möglichkeit, nicht als Geste der Laune. Waage = Struktur im Mitgefühl.
- Die gebende Gestalt: Rang ist sichtbar (Kleidung, Haltung). Das Bild leugnet Machtgefälle nicht – es ordnet es: Wer hat, verantwortet.
- Die Knienden: Würde in der Not. Sie bitten, aber sie sind keine Karikaturen. Die Karte ruft zur Ent-Schämung: Annehmen ist Teil des Kreislaufs.
- Die Münzen in der Handbewegung: Dosierung statt Verschwendung. Es sind nicht „alle“ Münzen – es ist das richtige Maß zur richtigen Zeit.
- Die Stadt im Hintergrund: Systemische Dimension: Hilfe ist nicht nur privat; sie braucht Institutionen, Standards, Transparenz.
- Farb- und Formruhe: Kein Drama, sondern Ordnung nach der aufgerissenen Fünf – die Hand bewegt sich bewusst.
Die visuelle Grammatik lautet: Geben/Nehmen ist ein Handwerk – mit Rhythmus, Maß und Blick auf die Folgen.
Kontextualisierung
Im historischen Tarot (Marseille) war die Sechs der Münzen eine Pip-Karte; erst Pamela Colman Smith machte 1909 im Smith–Waite die Szene von Waage, Gabe, Annahme sichtbar. In der Golden-Dawn-Linie (der das Deck folgt) sind Münzen = Erde; die 6 stellt nach der Prüfzahl 5 die Balance her. Im Thoth-Tarot heißt die Karte bezeichnend „Success“ – Erfolg im Sinne von gelingender Versorgung. Das historische Tarot zeigt damit: Wohlstand ist Fluss (Geld, Zeit, Arbeit), nicht statischer Besitz.
Schlüsselbegriffe
- Gerechtigkeit & Maß: Waage statt Willkür – Regeln schützen Geber und Nehmende.
- Würde & Verantwortung: Hilfe ohne Demütigung; Besitz als Auftrag.
- Fluss & Nachhaltigkeit: Zirkulation hält Erde lebendig – staut sie, kippt sie.
- Klarheit & Transparenz: Offene Kriterien (wer, was, warum) verhindern Abhängigkeitsspielchen.
Praxis-Transfer
- Reflexionsfrage: In welchem Bereich deines Lebens (Zeit, Geld, Wissen, Aufmerksamkeit) solltest du die Waage neu justieren – wo gibst du zu viel/zu wenig, wo nimmst du zu selten/zu viel an?
- Alltagsaufgabe – „Waage-Plan“ (30 Min.):
- Rahmen setzen (10 Min.): Definiere 3 Budgets für die nächsten 4 Wochen: Zeit (z. B. 90 Min./Woche Mentoring), Geld (fixer Betrag X), Aufmerksamkeit (z. B. 1 Abend/Woche offline für Beziehung & Körper).
- Kriterien klären (10 Min.): Notiere 2–3 Kriterien, wer/was aus diesen Budgets bedacht wird (z. B. Nähe zum Thema, akute Not, Lernwirkung).
- Annahme üben (10 Min.): Formuliere einen Satz, mit dem du Hilfe annimmst – ohne Abwertung: „Danke, das entlastet mich sehr. Ich melde mich, wenn ich es zurückgeben kann.“ Wähle eine konkrete Annahme diese Woche (Delegation, Terminhilfe, Beratung).
Zusammenfassung
Die Sechs der Münzen ist das Heilmittel der Fünf: Ordnung im Geben, Würde im Nehmen, Fluss in der Materie. Die 6 bringt Harmonie nicht als Gefühl, sondern als Praxis: Waage, Regel, Verantwortung. In der Sternenbach-Analyse lautet die Essenz: Lass Ressourcen zirkulieren – gerecht, bewusst, transparent. So wird Besitz zum Nährboden, nicht zur Mauer.
