
Nach der Sechs der Kelche – Güte, Erinnerung, Rückkehr zum Nährenden – schlägt die Sieben der Kelche ins andere Register des Wassers: Möglichkeiten. Die 7 steht im Tarot für Prüfung, Haltung, inneren Kompass. Im Element Wasser bedeutet das: Zwischen Intuition und Illusion unterscheiden. Diese Tarot Symbolanalyse fragt: Welche Bilder tragen – und welche betäuben?
Symbolsprache: Eine Silhouette blickt auf sieben Kelche, die auf Wolken schweben. Darin: Juwelen, eine Krone/Lorbeer, eine Burg, eine Schlange, ein Drache, ein Schleiergestalt (Geist), ein Kopf (Anima/Idealbild). Alles glänzt – nichts ist schon geerdet.
Sternenbach-Analyse
Bildbeschau
- Die Wolkenplattform: Wasser als Dampf – diffuse, verführerische Bilder. Es ist Möglichkeit ohne Körper.
- Die sieben Inhalte:
- Juwelen/Schatz: Reichtum – oder Gier.
- Krone/Lorbeer: Ruhm/Sieg – oder Narziss.
- Burg: Sicherheit/Status – oder Festung des Egos.
- Schlange: Weisheit – oder Verführung.
- Drache: Kraft/Abenteuer – oder Größenwahn.
- Schleiergestalt: Geheimnis/Numinose – oder Selbsttäuschung.
- Kopf/Figur: Liebe/Ideal – oder Projektion.
- Die Rückenfigur: Begehren in Reaktion. Keine Hand greift zu – die Entscheidung fehlt noch.
- Licht & Kontrast: Viel Glanzeffekt bei wenig Boden – das Auge ist satt, der Fuß hat keinen Halt.
Die Szene zeigt: Begehren ist mehrstimmig. Jede Option hat einen lichten und einen schattigen Aspekt. Die Karte fordert Unterscheidung statt Verzicht oder Rausch.
Kontextualisierung
Im historischen Tarot des Marseille-Typs war die Sieben der Kelche eine Pip-Karte; erst Pamela Colman Smith (1909) gab im Smith–Waite die ikonische Visionstafel: ein psychologisches Tableau zwischen Wunsch und Warnung – ein großer Schritt für das historische Tarot. In der Golden-Dawn-Linie stehen Kelche = Wasser (Gefühl, Beziehung, Imagination). Die 7 prüft hier die Reife des Herzens: Kann ich mein Verlangen lesen? Im Thoth-Tarot heißt die Karte „Debauch“ (Ausschweifung) – Hinweis, dass ungeerdete Bilder in Zerstreuung enden. Waite/Smith betonen stärker den Entscheidungsmoment: Vision kanalisieren.
Schlüsselbegriffe
- Vision & Auswahl: Viele Bilder – eine Wahl.
- Intuition & Illusion: Spüren, was wirklich lebendig macht, nicht nur kitzelt.
- Kriterium & Konsequenz: Ohne Maßstab wird jede Option zur Ablenkung.
- Erdung: Wasser braucht Gefäß – sonst verdunstet es.
Praxis-Transfer
- Reflexionsfrage: Welche eine Option (aus deinen „sieben Kelchen“) würde dich in 12 Wochen spürbar lebendiger machen – auch wenn sie alltagsnervig wird? Benenne ein Licht- und ein Schattenargument.
- Alltagsaufgabe – Klar wählen, klein beginnen:
- Notiere max. 7 Optionen; streiche alle, für die dir kein 30-Minuten-Startschritt einfällt.
- Bewerte die übrigen (0–5: Nutzen, Energie, Leichtigkeit) und wähle die höchste Summe.
- Blocke 3×30 Min. in den nächsten 7 Tagen für diese Option und liefere ein sichtbares Ergebnis; danach: weitermachen oder zur nächsten Option wechseln.
Zusammenfassung
Die Sieben der Kelche ist die Prüfzahl des Wassers: Viele Verlockungen, eine nötige Unterscheidung. Nach der warmen Rückkehr der Sechs testet sie, ob du Begehren lesen kannst – als Energiequelle, nicht als Nebelmaschine. In der Sternenbach-Analyse lautet die Essenz: Wähle mit Maßstab, erde mit Handlung. Dann wird Vision zur Quelle, nicht zum Sumpf.